Warum wir kein Reiten anbieten…
Wir leben in einer Gesellschaft, in der der Kontakt mit Pferden fast immer mit Reiten gleichgesetzt wird. Das führt dazu, dass Pferde-Zeit nur als wertvoll wahrgenommen wird, wenn das ultimative Ziel Reiten erfüllt wird.
Reiten ist kein neutraler Akt. Es erfordert Zustimmung, körperliche und mentale Bereitschaft und eine klare Kommunikation auf beiden Seiten.
Wenn Reiten als ultimatives Ziel gesetzt wird, geraten die Bedürfnisse der Pferde schnell in den Hintergrund. Sie werden dann nicht als eigenständige Lebewesen wahrgenommen, sondern auf ihre Funktion als Reit-Tier reduziert. Putzen, Pflegen und selbst der Beziehungsaufbau werden Mittel zum Zweck und werden oft als lästige Nebentätigkeiten gesehen.
In unseren Angeboten geht es darum, Pferde als soziale, fühlende Wesen zu verstehen. Sie haben eigene Bedürfnisse, Vorlieben und Grenzen – genau wie wir!
Genauso wie wir Menschen uns erwarten, dass unsere Grenzen respektiert werden und wir eine Wahlfreiheit haben ist es auch für die Pferde ein Grundbedürfnis, ihre Autonomie auszuleben.
Reiten ist in gewisser Weise „intim“. Es erfordert eine Beziehung, Vertrauen und Konsens von beiden Seiten.
Diese Voraussetzungen lassen sich nicht „schnell, schnell“ in einer Einheit durchspielen. Wenn es so ist, deutet dies oft auf eine Zwangssituation hin.
Das bedeutet nicht, dass wir Reiten grundsätzlich ausschließen, jedoch hinterfragen wir stark den standardmäßigen Zugang: das Pferd hat ein sehr eingeschränktes Mitspracherecht und wird häufig missinterpretiert.
Wir lehren Menschen und Pferden, das Handwerkszeug, sich gegenseitig zu verstehen und ihre Grenzen offen zu kommunizieren. Das bedeutet auch, dass ein "Nein" als nein zu verstehen ist.
Unter diesen Voraussetzungen kann Reiten durchaus ein Teil eines länger begleiteten Prozesses innerhalb eines unserer Angebote sein.
Indem wir bewusst auf Reiten verzichten, setzen wir ein Zeichen für einen respektvollen, partnerschaftlichen Umgang mit unseren Pferden. Reiten ist eine von unzähligen Aktivitäten, die man gemeinsam mit dem Pferd erleben kann. Davon sind viele bereichernder für den Menschen und gleichzeitig lustiger und interessanter für das Pferd.
Wir laden dazu ein, Pferde jenseits der üblichen Erwartungshaltungen kennenzulernen. Das erfordert ein Umdenken, ein Loslassen von Erwartungen, Ideen und Wertvorstellungen und wir wissen, wie schwierig das sein kann, denn wir haben es selbst erlebt.
Umso mehr freuen wir uns darüber, einen alternativen Ansatz bieten zu können, bei dem Menschen diesen empathischen Umgang ohne große Umwege lernen.
Hier findet ihr die Brochüre zu ethischen Fragestellungen innerhalb der Mensch-Pferd (Arbeits-)Beziehung:
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